Switch: Grätzl-Tausch mit Folgen. Baukultur-Vermittlung für und mit Jugendlichen

© Wanderklasse
Weitere Teammitglieder:Nicole Trummer (ÖGLA), Sara Zebec, Ronja Hye (Wanderklasse)¸ Heide Studer (Landschaftsarchitektin Tilia), Dominik Scheuch (Landschaftsarchitekt Yewo Landscapes), Hannah Fischer, Rosa Märzendorfer, Johannes Hloch, Josef Krpelan
Kooperationspartner*innen/Teilnehmende Jugendliche:Jugendzentrum Hirschstetten
Jugendzentrum Sonnwendviertel
WUK Workspace

Projektidee

Wir alle nutzen die Stadt. Auch wenn wir in unterschiedlichen Stadtteilen leben oder zu verschiedenen Nutzer*innen-Gruppen gehören, müssen wir uns den öffentlichen Stadtraum teilen. Jugendliche und junge Erwachsene halten sich ganz selbstverständlich auf Plätzen, Straßen und Parks in ihrem Wohn- oder Schulumfeld auf, nehmen Freiräume in Anspruch und identifizieren sich mit diesen. Es finden unzählige soziale Interaktionen statt, denn Freiräume sind Treffpunkt, Aufenthaltsraum, Spielplatz, Laufsteg, Sportplatz, Kaffeehaus uvm. Die Nutzbarkeit des Stadtraumes und die Möglichkeit eines ausgeglichenen Miteinanders hängen jedoch stark von seiner Ausgestaltung ab. Dabei leisten Landschaftsarchitekt*innen einen wichtigen Beitrag, doch viel zu selten werden Jugendliche oder ihre Ansprüche bei der Gestaltung von öffentlichen Freiräumen einbezogen. Das Wissen über die Herstellung, Planung und Gestaltung von Außenräumen, aber auch die Möglichkeiten der zivilgesellschaftlichen Beteiligung sind bei Jugendlichen gering. Das erschwert Mitsprache.

„Switch: Grätzl-Tausch mit Folgen“ eröffnet für Jugendliche des Jugendzentrums Hirschstetten und des Jugendtreffs Sovie (Sonnwendviertel) einen neutralen Kulturraum für Themen wie Stadtstrukturen, Baukultur, Kulturtechniken, Partizipation und Handlungsverantwortung. Jugendliche lernen, ihr Lebensumfeld zu bewerten und Informationen mittels entsprechender Tools auf eine Karte zu übertragen. Diese Karte wird Grundlage für den Austausch mit Expert*innen, Verantwortlichen und Jugendgruppen aus anderen Grätzln Wiens. Im Projektprozess werden die Jugendgruppen als Expert*innen für ihr eigenes Umfeld miteinander konfrontiert und Themen unter Gleichgesinnten reflektiert. Parallel wird gruppenintern mit dem Projektteam individuell erarbeitet, welche Qualitäten im eigenen Umfeld fehlen. Unter Moderation des Projektteams verknüpfen die Jugendlichen die Inputs zu einem umsetzbaren Gestaltungsprojekt. Professionelle Projektpartner*innen werden zur Umsetzung hinzugezogen. Das Ergebnis ist zu Projektbeginn völlig offen und richtet sich nach den Bedürfnissen der Jugendlichen vor Ort. Das eingereichte Vorhaben soll als Startprojekt für Folgevorhaben dienen.

Projektverlauf

In Krisenzeiten wie der Covid-19-Pandemie wächst die Bedeutung des Wohnumfeldes und des frei nutzbaren öffentlichen Raumes. Insbesondere in Bevölkerungsstrukturen, wo großer Druck auf die begrenzten Wohnflächen herrscht, müssen öffentliche Außenräume weit mehr Funktionen erfüllen als Aufenthaltsmöglichkeiten im Freien anzubieten. Die Corona-Pandemie hat aber nicht nur die Bedeutung des Projektes erhöht, sondern leider auch seine Durchführbarkeit erschwert. Die direkte Arbeit mit Jugendlichen in den Jugendzentren war in der überwiegenden Projektlaufzeit nicht wie geplant möglich. Da der Projektablauf bewusst flexibel gestaltet wurde, um auf die Bedürfnisse und Inputs der Jugendlichen eingehen zu können, konnte auch auf die planungsunsichere Situation und die entsprechenden Corona- Vorschriften und Gegebenheiten reagiert werden, wobei einige grundlegende Änderungen durchgeführt werden mussten:

Das Erarbeiten einer Karte des Wohngebiets und einer Stadtsafari konnten wie geplant durchgeführt werden. Der vorgesehene „Switch“, also das Zusammenführen der Ergebnisse der beiden Jugendgruppen aus Hirschstetten und dem Sonnwendviertel sowie gemeinsame Führungen durch das jeweilige Grätzl, mussten hingegen entfallen. Die Stadtsafaris der Jugendlichen mit Expert*innen wurden jedoch mit den Gruppen getrennt voneinander durchgeführt.

Da die Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum Sonnwendviertel Corona-bedingt nicht aufrechterhalten werden konnte, musste ein/e andere/r Projektpartner*in gefunden werden. Das Team des WUK Workspace konnte für eine Zusammenarbeit gewonnen werden.

Es wurde professionell mitgefilmt und die Ergebnisse wurden entsprechend Social-Media-tauglich aufbereitet, damit die Jugendlichen ihre Grätzl im digitalen Raum vorstellen und teilen konnten.

Auf Grund der fehlenden Kontinuität der Workshop-Teilnehmer*innen war es nicht möglich, bauliche Vorhaben zu entwickeln und umzusetzen. Daher wurde an temporären Interventionen gearbeitet, die gemeinsam mit den Jugendlichen im Rahmen von halbtägigen Workshops umgesetzt wurden, etwa Kreide-Graffitis zur Gestaltung, Bewusstmachung und Aufwertung des Freiraumes oder ein Fußball-Turnier, dass in einem gemeinsamen Planungsprozess entwickelt und abgehalten wurde.

Ein zentrales Anliegen des Projektvorhabens war auch, Bewusstseinsbildung bei den Expert*innen/Planer*innen zu schaffen und die Wünsche und Anliegen der Jugendlichen wieder stärker in ihr Bewusstsein zu rücken. Zudem fand eine Abschlussveranstaltung zum Austausch zwischen Jugendvermittler*innen und Planer*innen/Landschaftsarchitekt*innen statt, um Erfahrungen für künftige Planungen weiterzugeben und Netzwerke aufzubauen.

Feedback der Teilnehmer_innen

Positiv war, dass gerade besonders Coronakrisen-betroffene Jugendliche (Kinder aus schwierigen Familiensituationen oder aus geringen Einkommensschichten, Kinder mit Migrationshintergrund etc.) eingebunden werden konnten und die Vermittlungsarbeit von ihnen sehr interessiert aufgenommen wurde. Das Feedback der Jugendlichen war durchwegs gut, das Interesse an Freiraum- bzw. Planungsthemen war groß, besonders bei den Mädchen.

Fazit

Die Arbeit mit Jugendzentren bzw.-treffs ermöglicht es, Jugendliche, die nicht über das System Schule erreicht werden können, einzubinden. Schwierig an dieser Zusammenarbeit ist, dass die Teilnahme der Jugendlichen in den Jugendzentren auf freiwilliger Basis beruht und die Teilnehmer*innen daher wechseln sowie die Teilnehmer*innen-Zahlen stark schwanken können. Eine konkrete Planung mit festen Gruppengrößen ist schwer möglich, was maximale Flexibilität in der Planung von Vorhaben erfordert.
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