Upcycling Babylon

© Markus Bruckner
Projektteam: Reinhard Fuchs, Projektleiter
PHACE - Ensemble für neue Musik
Weitere Teammitglieder:Veronika Grossberger, Organisation/Beratung
Markus Bruckner, Organisatorische Mitarbeit, technische Vorbereitung, Dokumentation
Jorge Sanchez-Chiong, Künstlerische Leitung, Konzept
Brigitte Wilfing, Künstlerische Leitung, Konzept
Kooperationspartner*innen/Teilnehmende Jugendliche:Jugend am Werk, Janosch Stratemann
Kapsch, Elisabeth Reiter
Mit Unterstützung von:Roland Schueler, Violoncello, Instrumentenbau
Thomas Wagensommerer, Gamedesign
Louise Linsenbolz, Gamedesign, Fotografie

Projektidee

Das Erfolgserlebnis, aus etwas Unbrauchbarem etwas Besonderes gemacht zu haben: aus Müll eine E-Gitarre, aus Enttäuschungen einen Song, einen Rap mit DJing, aus Fake News Szenen für Computer-Game und Musikvideo. Der kreative Umgang mit der eigenen Welt und Umwelt steht im Zentrum von Modulen, um das Upcycling von Materialien in Musikinstrumente, sowie von Kommunikationskonflikten in multimediale Erzählungen.
Spezialist*innen in Vermittlung, Instrumentenbau, Game-Design, DJing, Musik und Performance der Ensembles PHACE und andotherstage fördern die Jugendlichen in der Erweiterung ihrer Möglichkeiten und spielen und begleiten auf den neugebauten Instrumenten. Ausflüge ins Konzerthaus und eine Kooperation mit dem Weltmuseum unterstützen die Bildung kultureller Tätigkeiten als Identifikation.

Projektverlauf

Workshops bei Kapsch: Viele der jugendlichen Teilnehmer*innen leben erst seit ein paar Jahren in Österreich und sind noch damit beschäftigt, ihren Platz in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt zu finden. Sie haben keinen Kontakt zu und keinen Austausch mit gleichaltrigen österreichischen Jugendlichen, den sie sich aber sehnlichst wünschen. Sie wollen ihre Deutschkenntnisse verbessern und in Österreich ein gutes, sicheres Leben aufbauen, in dem sie die gleichen Chancen haben wie österreichische Jugendliche. Diese Wünsche und Sehnsüchte sind bald in den verschiedenen Workshops, sei es beim Texte schreiben, sei es beim Materialsammeln von Fotos, Sounds und Zeichnungen, sei es beim Bauen der Instrumente zur Sprache gekommen.

Die ursprüngliche Idee, Verschwörungstheorien zum Thema auf künstlerischer Ebene zu machen, wurde von den Workshopleiter*innen bald verworfen, um auf die Bedürfnisse und drängenden Fragen der Jugendlichen einzugehen. Diese verdichteten sich rund um folgende Schwerpunkte: In welchem Setting sie ungezwungen die deutsche Sprache anwenden können, wie sie eine Ausbildung finden können, die sich wirklich interessiert. Wie sie insgesamt das Leben in diesem sehr fremden Kosmos Europa bewältigen können.

Die Workshops fanden insgesamt an 15 Tagen statt. Die Workshopeinheiten wurden an jeweils 3 Tagen geblockt, sodass ein tieferes Eintauchen in einen Themenbereich möglich war. Die Workshops fanden im Seelab der Seestadt und in der Lehrlingsinstitution von Kapsch statt.

  • Workshop Brigitte Wilfing: Körperarbeit, Meditation und Yoga, automatisches Schreiben
  • Workshop Thomas Wagensommerer und Louise Linsenbolz: Fotogrammetrieren
  • Workshop Jorge Sanchez-Chiong:  Instrumentenbau und gemeinsames Experimentieren und Musizieren
  • Instrumentenbau-Werkstatt mit Roland Schueler

Am 28. Juni 2021 gestalteten die Workshopleiter*innen mit den Jugendlichen ein Abschlussfest in der Fabrik der Seestadt. Jorge Sanchez-Chiong präsentierte gemeinsam mit Mitgliedern des Ensemble PHACE Ausschnitte seines Werkes "Coming soon". Er moderierte durch den Vormittag, stellte zwischendurch immer wieder einzelne Instrumente und Musiker*innen vor und präsentierte die selbstgebauten Instrumente. Brigitte Wilfing gestaltete eine Performance, in der sie die Texte der Jugendlichen hineinverwebte. Thomas Wagensommerer und Louise Linsenbolz zeigten das entstandene Computerspiel, das danach von allen Beteiligten ausprobiert werden konnte.

Die Musiker*innen des Ensemble PHACE mutierten im Laufe des Vormittags selbst zum Publikum und konnten einen Einblick in die Arbeit der vergangenen Wochen gewinnen. Das Fest klang mit Speis, Trank, Gesprächen, Musik und Tanz aus.

Feedback der Teilnehmer_innen

"Ich habe einige neue Erfahrungen gemacht und deswegen fühle ich mich jetzt besser. Ich habe viele neue Dinge gelernt." Rahila

"Wir haben zuerst getanzt und dann alle unsere Gedanken aufgeschrieben. Ich habe gelernt, dass man mit Schreiben viel Ruhe bekommt. Ich hatte richtig Schmetterlinge im Bauch und man fühlt sich danach sehr frei." Fatima
 
"Ich habe viele neue Bewegungen gelernt. Ich habe das erste Mal ein Instrument gebaut. Das war cool."
Esra

"Ich habe vieles, was Musik betrifft gelernt, besonders was Beats betrifft." Simon

Fazit

Die Workshopteilnehmer*innen erhielten durch den Instrumentenbau und gemeinsames experimentelles Musizieren einen praktischen Zugang zur Musik der Gegenwart, lernten durch die Schreibwerkstatt ihre Gedankenwelt künstlerisch in Worte zu fassen und über das Fotogrammetrieren virtuelle Welten zu kreieren. Das Projekt war sowohl für die Workshopteilnehmer*innen und Workshopleiter*innen eine immense Bereicherung und Horizonterweiterung.
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